Bei Hunden im afrikanischen Ruanda haben Forschende Staphylococcus-aureus-Stämme isoliert, die Resistenzen aufwiesen. Das internationale Forschungsteam unter der Leitung der Veterinärmedizinschen Universität Wien und der University of Rwanda konnte auch nachweisen, dass die Erreger menschliche Ursprünge haben.
Antibiotika-Resistenzen sind auch aufgrund der Nähe zwischen Menschen und Tieren eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit, was ein gemeinsames und sektorübergreifendes Vorgehen von Human- und Veterinärmedizin an den Schnittstellen zwischen Mensch, Tier und Umwelt erfordert. So lautet das Fazit der beteiligten Wissenschaftler:innen. Die Studien konnte auch belegen, dass selbst ohne große Nähe ein Transfer der Resistenzen gegen Antibiotika möglich ist.
Denn die Hunde in Ruanda, die die potenziell pathogenen und resistenten Keime aufwiesen, lebten nicht auf engem Raum mit den Besitzer:innen, sondern wurden als Wachhunde gehalten. Bei 65 Prozent der analysierten Proben, die den Hunden aus Nasen und Ohren entnommen wurden, konnten Staphylococcus (S.) aureus nachgewiesen werden. Dieser weit verbreitete Erreger, der meist als harmloser Begleiter auf der Haut und der Schleimhaut von Menschen lebt, kann Krankheiten wie Lungen- und Hirnhautentzündung oder auch Sepsis verursachen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, wobei es zunehmend resistente Stämme gibt.
„Wir stellten in 31 Isolaten des Erregers eine Resistenz gegen Penicillin fest, bei sechs Proben waren die Keime gegen Penicillin/Erythromycin/Clindamycin resistent, vier gegen Penicillin/Tetracyclin und eine gegen Tetracyclin“, erklärt Igor Loncaric vom Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni. Der Studienleiter weist dabei auf die besorgniserregend hohe Anzahl der Bakterien mit vorwiegend mit Menschen assoziierten klonalen Linien hin.
Die Forschenden fanden zudem bei Wiederkäuern resistente Bakterien, was im Zusammenhang mit dem engen Kontakt zwischen Menschen und Kühen, Ziegen sowie Schafen steht. Die Menschen schlafen häufig in einem Raum mit ihren Tieren. „Es zeigte sich etwa eine hohe Diversität und Prävalenz von Enterobakterien, die gegen Cephalosporine resistent waren“, so Loncaric.
„Angesichts der großen Nähe von Wiederkäuern und Menschen in Ruanda, ist dieses Ergebnis vor allem deshalb wichtig, da antimikrobielle Resistenzen (AMR) bei Enterobacterales eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier und ein sozioökonomisches Problem darstellen. In diesem Zusammenhang sind Enterobacterales, vor allem Escherichia coli, zu einem der wichtigsten Indikatoren für die Abschätzung der Belastung durch AMR bei Tieren im Rahmen des ‚One Health‘-Ansatzes geworden“, so der Wissenschaftler.
Eine vergleichbare, prospektive Studie wie in Ruanda haben die Forscherinnen und Forscher in Österreich bisher nur mit Methicillin-resistenten Staphylokokken bei Haustieren (Hunde, Katzen, Kaninchen) durchgeführt (2019). Auch dabei wurden resistente Keime nachgewiesen. Eine vergleichbare Studie mit S. aureus ist laut Loncaric in Vorbereitung.