Die Zahl der multiresistenten Bakterien wächst bedenklich. Gefährlich sind diese Erreger, da gegen diese nur begrenzt oder im schlimmsten Fall keine Antibiotika wirken. Nun haben finnische Forschende resistente Stämme des Bakteriums Staphylococcus aureus (MRSA) in Igeln nachweisen können. Jeder zehnte Igel, den die Wissenschaftlerinnen untersucht haben, war Träger eines besonders übertragbaren Stammes dieser gefürchteten Krankenhauskeime.
Das Forscherteam um Venla Johansson von der Universität Helsinki hatte insgesamt 115 Igel analysiert, die zwischen 2020 und 2021 tot in der Stadt aufgefunden worden waren. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass mehr als ein Zehntel der Tiere mindestens eine MRSA-Variante und einen ESBL-Stamm in sich trug. Zudem konnten die Wissenschaftler auch einige resistente Stämme des Darmkeims Escherichia coli nachweisen. Besonders bedenklich sei, dass einige infizierte Tiere eine noch neue, als hochansteckend geltende MRSA-Variante in sich trug, so Johansson: „Dies ist der erste Nachweis dieses zur globalen Ausbreitung fähigen t304/ST6-Klons in Stadtigeln“.
Ebenfalls ungewöhnlich ist derhohe Anteil von Igeln mit resistenten ESBL- Keimen. „Mit rund zehn Prozent übertrifft die Durchseuchung der Igel mit ESBL-Bakterien sogar die der Menschen und ihrer Haustiere in Finnland, die auf jeweils rund fünf Prozent geschätzt wird“, erklären die Forschenden. Auch bei den ESBL-Bakterien dominierten neuere Varianten, die auch Resistenzgene gegen Carbapenem-Antibiotika besaßen – Breitband-Wirkstoffe, die vor allem bei schweren Infektionen eingesetzt werden.
Untersucht werden müsse noch, ob und wie die gefundenen Erreger vom Menschen auf die Igel übergesprungen sind. Wichtig sei nach Ansicht der WissenschaftlerInnen, Igel und andere Wildtiere in verschiedenen Lebensräumen und Regionen genauer zu überwachen.
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