Maßnahmen zur weiteren Senkung von Antibiotikagaben

Antibiotikaresistenzen nehmen zu und stellen weltweit ein ernst zu nehmendes gesundheitsgefährdendes Risiko dar. Auch wenn in den letzten zehn Jahren die Antibiotikagaben erfreulicherweise um 65 Prozent gesunken sind, fordert der Grünen-Agrarsprecher im EU-Parlament, Martin Häusling, angesichts des „Europäischen Antibiotikatages“ weiteren Handlungsbedarf wegen zunehmender Resistenzen an. „Eine bedeutende Stellschraube ist die Einschränkung der Antibiotikagaben in der Tierhaltung, insbesondere der Tiermast“, fordert Häusling trotz der großen zu verzeichnenden Rückgänge in diesem Bereich. Der Grünen-Agrarsprecher insistiert stattdessen, Alternativen zur Antibiotikagabe stärker in den Fokus zu nehmen. „Durch verbesserte Haltungsbedingungen, durch Zucht und Fütterung können wir sehr viel für die Gesundheit unserer Nutztiere tun“, so Häusling. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Prof. Andrew Ullmann, sieht die Politik in der Pflicht, dringend finanzielle Anreize für die Pharmaforschung zu schaffen, um Antibiotikaresistenzen zu begegnen. Gleichzeitig mahnte Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen die Möglichkeit einer antibiotischen Behandlung kranker Tiere auch in Zukunft an. Denn es gebe trotz der Antibiotikareduzierung weiter Infektionskrankheiten bei Tieren. Für die gezielte Anwendung würden strenge tierarzneimittelrechtliche Vorgaben gelten, weshalb die Entwicklung resistenter Keime als Gefahr für die menschliche Gesundheit „maximal reduziert wird”. Schaut man bei der Debatte auf die Humanmedizin, zeigten jüngst veröffentlichte Studienergebnisse, dass mehr als die Hälfte der Patienten mit “einfachen” Halsschmerzen antibiotisch behandelt wird, obgleich diese Therapie in 9 von 10 Fällen unwirksam ist, da Halsschmerzen meist einen viralen Ursprung haben und keinen bakteriellen. Im Sinne des One-Health-Ansatzes ist der verantwortliche Umgang und damit die zurückhaltende und streng indikationsgerechte Verschreibung von Antibiotika zwingend auch Aufgabe der Humanmediziner, da hier der Rückgang der eingesetzten Antibiotika verglichen mit der Veterinärmedizin in den vergangenen Jahren deutlich geringer ausfällt. Ein breiter und nicht indikationsgerechter Antibiotikaeinsatz ist ein wichtiger Treiber für die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen auf Individual- und Bevölkerungsebene.

TopAgrar

Schreiben Sie einen Kommentar

Warenkorb